Online Zocken auf Kredit

Auch Online Zocken auf Kredit gegen reine Bankspiele führt zum Minus. Ausser bei Online Poker, wo der Gegner mit denselben Chancen antritt, sofern er dieselben Fähigkeiten aufweist wie sein Gegenüber und die Rake (Gebühr für das Spiel) schlägt. Ok – auch schwierig.

Zur Zeit gibt es jedoch entgegen den Versprechungen zum neuen Geldspielgesetz der Casinos die Möglichkeit nicht, legal mit Echtgeld Online Poker zu spielen. Sogar der schweizerische Pokerverband (namentlich der selbst ernannte Präsident René Ruch) unterstützte dieses, um vermutlich nachher bessere Karten für Partnerschaften zu erlangen. Dies ging mächtig in die Hose, weil ihm bisher die nötigen Mitglieder im Verband fehlen.

Erneuter Skandal beim Grandcasino Baden

Nun hat jedoch das Grandcasino Baden bei Zürich, nach der Prügelattacke des CEOs Detlef Brose vor zwei Jahren im eigenen Haus, den nächsten Skandal markiert: Online Zocken bei Ihren zwei Online-Casinos (jackpots.ch und casino777.ch) auf Kredit war möglich, so wie das Schweizer Fernsehen berichtet.

Gross gewinnen in den Onlinecasinos klappt nur mit Echtgeld

Onlineglückspiel um hohe Gewinne ohne eine vorgängige Echtgeldüberweisung, ist bei den lizenzierten Onlinecasinos nicht möglich, ausser sie veranstalten gerade ein elektronisches Preisausschreiben, was ich jedoch nicht gesehen habe.

Entsprechend bieten die zwei Onlinecasinos (jackpots.ch und casino777.ch) nun den üblichen Service an, bei welchem direkt per Kreditkarte oder Kontozugriff, das Echtgeldkonto im Casino aufgeladen wird. Natürlich geht dies ganz schnell und einfach, sodass keine grossen Hürden für den Benutzer entstehen und beim Casino schnell die Kohle verzockt werden kann.

Unter anderem ist auch die Postfinance ein Partner der zwei Onlinecasinos des Grandcasinos Baden bei Zürich. So wurden gemäss der Meldung von SRF.ch, vom 17. März bis Ende Mai, also während etwa 75 Tagen in der Hochzeit des Corona Lockdowns die Echtgeldaufladungen der Postfinance bei den Konteninhabern nicht abgebucht.

Alle schönen Zertifizierungen nützen nichts – De facto war Online Zocken auf Kredit möglich!

Die Frage der Verantwortung

Natürlich sind Onlinecasinos keine Wohltäter. Sie wollen Geld verdienen und so wurde am 7. Juni 2020 eine Abbuchung aller getätigten Einzahlungen an die zwei Casinos nachbelastet. Mit der Folge, dass jetzt über tausend Spieler gleich auf ihren Konti ins Minus gefallen sind, weil kein Geld (mehr) vorhanden war.

Eigentlich kann man bei Postfinance ohne Kreditlimite nicht ins Minus fallen. Doch die Nachbelastungen wurden vom Zahlungsdienstleister trotzdem akzeptiert.

Sperrregister «VETO»

Eine auferlegte Casino Sperre in der Schweiz wird im Sperrregister «VETO» (vormals C-Key und SESAM) eingetragen. Dies gilt nur für die Schweiz (ohne Liechtenstein) und gilt unbeschränkt.

Diese persönlichen Daten (inklusive Ausweiskopien) sind den Livecasinos, den Online-Casinos, sowie den Lotterien (Swisslos und Loterie Romande) zugänglich.

Die meisten Einträge dieser über 60’000 Einträge sind freiwillige Selbstsperrungen. Von Casinos ausgelöste Spiel Sperren sind beträchtlich tiefer.

Eine Aufhebung einer Spielsperre dauert ungefähr zwei Wochen und der Betroffene wird vom psychologischen Dienst des Casinos befragt.

Der Schuldige heisst Softwareupdate!

Für mich stellt sich Frage, wer hier die reale Verantwortung übernimmt. Auf der einen Seite eröffnet dieser Fall eine Grobfahrlässigkeit für exzessives Geldspiel, weil sie ihr Konto wiederum ohne Warnung aufladen konnten. Sie taten dies aus falschem Ehrgeiz, um ihren Verlust zurückzugewinnen.

Dieser menschlich natürliche Vorgang des Verlustausgleichs ist in der Suchtprävention unter dem Namen «Chasing» bekannt.

Auf der einen Seite verstehe ich die Spieler, welche nicht jeden Tag auf den Stand ihr Bankkonto schauen.

Kulanzrückzahlungen aber NUR ab dem 10. Mai 2020

Detlef Brose, der CEO des Grandcasino Baden erklärt in einem Interview(MP3), dass das Glückspielunternehmen hinter ihrer vollen Verantwortung stehe, und Rückzahlungen von über 100’000 Schweizer Franken an Kunden tätige, welche nach dem 10. Mai 2020 gezockt haben.

Bei 75 Tagen “Software-Fehler” werden nur 30 Tage verantwortet! Ist dies die volle Verantwortung?

Alle anderen haben jedoch Pech gehabt. Die bekommen nichts!

Ein kleiner Trost: Postfinance verlangt in diesem Fall keine “Soll-Zinsen (9,5 Prozent)” und man ist bereit Abzahlungsverträge zu vereinbaren. Vermutlich werden hier einige Sozialämter helfen müssen.

Ob diese Aussagen rechtsmässig vertreten werden können, das interessiert sehr wahrscheinlich nicht nur mich.

Das Ergebnis ist jedoch klar:

Spielsüchtige werden wegen diesem fehlerhaften Softwareupdate enttarnt.

Exzessive Spieler gleich sperren!

So sollten Glücksspieler, welche ins Minus gefallen sind und eine Rückzahlung verlangen, direkt betreffend den Spielerschutz Auflagen überprüft werden.

Hundertausende von Franken fehlen – und es fällt nicht auf?

Die andere Frage stellt sich auf der Geschäftsebene: Während über 75(!) Tagen wurde der Fehler nicht bemerkt. Wie bitte kann da die Buchhaltung stimmen?

Auffällig dabei ist, dass andere Onlinecasinos mit der Postfinance-Schnittstelle keine Probleme hatten. Darum liegt die Vermutung nahe, dass dort sogar Eigenverschulden der vom Grandcasino Baden betriebenen Onlinecasinos vorliegt.

Hier geht es um hohe sechsstellige Summen, welche fehlten und nicht auffielen.

Pokerstars kommt in die Schweiz

Kein gutes Omen für Pokerstars und Online Poker

Als potenzieller Kunde habe ich hier Fragen betreffend die Sicherheit der Spielerkonten. Wenn auf der einen Seite es nicht auffällt, dass Geld nicht verbucht wird, wie sieht es dann aus, wenn plötzlich Geld auf dem Onlinespielkonto fehlt, ohne dass der Besitzer spielte (Stichwort: Prüfmechanismen)?

Wie steht es um die Sorgfalt dieser Anbieter?

Ich bin kein Kunde von Schweizer Onlinecasinos, weil sie kein Onlinepoker anbieten. Momentan ist ein Gesuch bei der eidgenössischen Spielbankenkommission hängig. Das lizenzierte Onlinecasino «casino777.ch» will gemeinsame Sache mit Pokerstars und so Online Poker in der Schweiz anbieten.

Leider ist jetzt genau dieses Online-Casino (casino777.ch) auch in diesen Skandal involviert, welches Online Poker zurück in die Schweiz bringen will. Dies sind definitiv keine guten Karten.

Cheers!

Martin Bertschi