Neues Geldspielgesetz: Das Onlineproblem der Casinos

Am 10. Juni 2018 wurde das neue Geldspielgesetz angenommen. Dies mit über 70 Prozent der Schweizer Stimmmbevölkerung und zum Leidwesen vieler Pokerspieler, welche zu Recht grosse Befürchtungen betreffend den Spielerfeldern anmerkten.

Langsam aber sicher kommen die Vorboten und die Auswirkungen an den Tag.  So wurde bereits nach einer Woche nach der Abstimmung im Swisscasino Zürich das kleine Pokerspiel (Blinds 1/2), welches jeweils am Montag und Dienstag stattfand, abgeschafft. Zudem strich man auch auf weiteres auch gleich die Mittwochsturniere.

Der Bundesrat zeigt Zähne:

Er will keine Korporationen zwischen Casinos und etablierten Onlinespielanbietern zulassen, welche in den letzten fünf Jahren in der Schweiz in der Grauzone operierten.

Nun illegal war diese Grauzone nicht, was zum Beispiel Pokerstars, Bet365 oder Bwin in der Schweiz in diesen Jahren fabrizierten. Das Gesetz wies schlicht diese Onlinelücke auf, welche jetzt mit dem neuen Geldspielgesetz zugunsten der Betoncasinos und Swisslos ausgelegt wurde. So konnten sich diese Anbieter in der Schweiz ausbreiten ohne Steuern zu bezahlen.

Natürlich ist das schlecht für den Steuerzahler, doch man sollte nicht gleich diese Onlineanbieter in den Bluttopf schmeißen:

Denn was diese Anbieter den Schweizer Casinos voraushaben, ist die Onlineerfahrung. Sie wissen, wie ein Onlinecasino erfolgreich betrieben wird, und wie die Software am besten funktioniert.

Internetunterbrüche mit abgebrochenen Spielen sind geregelt und werden meistens zugunsten des Spielers ausgelegt und wiederhergestellt. So hat ein Onlineanbieter wie Pokerstars, fast eine 20-jährige Erfahrung, welche durch die Casinos schwer aufzuholen sind.

Das Onlineproblem der Casinos:

Ist die Glaubwürdigkeit.

Dabei läge hier eine Zusammenarbeit mit den gestandenen und erfahrenden Onlineanbietern nahe, doch macht jetzt gerade der Bundesrat schlussendlich den Konsumenten einen Strich durch die Rechnung. Sie erfahren weniger Benutzerfreundlichkeit und weniger Sicherheit.

So wird zum Beispiel bei einer Kollusion bei Poker, also dem Zusammenspiel, bei erfahrenen Anbietern, rigoros durchgegriffen. Bestehende Algorithmen und Prozesse bestehen dort schon um dies aufzudecken und zu beweisen. Ich wage dies bei Neuanbietern zu bezweifeln.

Verlieren wird der Spieler zwar fast immer:

Mit dem neuen Geldspielgesetz verschärft sich die Situation um ein vielfaches. Es wird online die Auswahl und Sicherheit eingeschränkt!

Jass.ch

Die zukünftige Konkurrenz der Schweizer Casinos wird Swisslos sein, welcher schon jetzt jass.ch betreibt.

Denn im Hintergrund wurde über Jahre Geld in die Entwicklung einer eigenen Casinoonlineplattform investiert. Mit dem Schweizer Nationalspiel Jass ist man online mit einem Geldspiel gestartet. Die Rake (Gebühr für den Anbieter), beträgt dort übrigens heute 20 Prozent!

Wer jetzt das gute beim neuen Geldspielgesetz als Pokerspieler sucht, mag dies vielleicht mit der Erlaubnis von Pokerturnieren ausserhalb von Casinos sehen. Doch dem geschieht ähnlich wie bei den hohen Gebühren wie bei Swisslos.

Die Kosten müssen dort höher sein:
Private Turnierveranstalter werden bei den Spielern hohe Gebühren nehmen müssen, weil sie sich mit diversen gesetzlichen Auflagen plagen müssen. So dürfen sie pro Turnier nur noch 100 Spieler bewirten. Bei regelmässigen Spielanbietern, welche über 24 Turniere pro Jahr veranstalten, wird zudem ein Massnahmenkonzept verlangt, welches sich gegen das exzessive und illegale Geldspiel richtet.

Gegenwind kommt jetzt schon von den Zentralschweizer Kantonen. Denen ist die Auslegung dieses Entwurfs zu lasch, und sie verlangen diese Regelung schon ab 12 Turnieren pro Jahr. Auch wenn sich schon heute die Kantone uneins sind, wird es unterschiedliche Entscheide geben. Denn die Kantone werden zukünftig die Bewilligungen für oder gegen private Pokerturniere aussprechen. Egal wie die Regelung aussehen wird, die Zeche zahlen jedoch immer die Spieler.

Ein ähnliches Problem haben die privaten Lotto- und Tombolaveranstalter übrigens auch. Sie jammern über die Limitierung der Einsätze des neuen Geldspielgesetzes, obwohl es in der Vergangenheit nie Probleme damit gab. Dies bedeutet das Ende der Abholungen der Lottoveranstalter direkt im Altersheim.

Vermutlich werde ich Weihnachten 2019 sehr wahrscheinlich kein Salatbesteck aus einem Tombola Gewinn mehr bekommen.

Mir ist es recht, doch meine Tante wird’s stören, weil sie diesen Fahrservice als eine gewohnte Abwechslung zu ihrem Altersheimleben ansieht.

Cheers

Martin Bertschi