Die Poker Bescheisser von der Ostschweiz


Bescheissen, Betrügen und Falschspiel bei Poker kennt man aus Filmen. So betrügt Edward Norton im Film Rounders in einer Polizistenrunde beim falschen Kartengeben und kriegt ein blutiges Auge, als es bemerkt wird. Also war das keine gute Idee und lernt den regelmässigen Pokerspieler: «Betrügen lohnt sich nicht!»

Nun gibt es eine Montagspokerrunde unter Freunden, ja wirklich unter Freunden, weil keine Rake rausgenommen wird, nahe am Bodensee. Und die Spieler kennen sich schon jahrelang. Doch plötzlich seit etwa drei Monaten gewinnen die zwei gleichen Spieler regelmässig vierstellig. Genau das passiert nur dort, und es ist ein Spieler dabei, welcher im Casino nie Texas No Limit Cashgame (jedoch Omaha) spielt.

Und plötzlich räumt er genau dort mit zwei Karten in der etablierten Privatrunde (und nur dort) in der Ostschweiz mit unerklärlichen Händen vierstellige Gewinne ab?

Der Hinweis: Die unerklärliche Pokerhand

Preflop

Der Spieler (Stack: ca. 800) raist auf 20. Der Falschspieler (Stack: ca. 700) erhöht auf 42.  Der Spieler callt lediglich die Reraise.

Flop

Flop:
Es liegt eine Dame, eine Sieben und eine Zwei. Am Flop spielt der zu bescheissende Spieler Toppair Topkicker 70 in einen Pot von etwa 86. Der Poker Bescheisser von der Ostschweiz raist auf 170.

Nach einiger Überlegung reraist der Spieler Allin mit etwa 750 und der Falschspieler bezahlt diese Bet sofort mit etwa 650.

Der Falschspieler will nur einmal dealen lassen (also kein zweiter Turn und River)

Turn und River

Mit der vierten Gemeinschaftskarte kommt mit dem Kreuzkönig die Zauberkarte.

Die Zwei am River pairt sich das Board.

Der zu bescheissende Spieler zeigt As Dame und der Bescheisser König fünf(!).

Der Falschspieler gewinnt den Pot mit etwa 1500 CHF mit zwei höheren Paaren.

Turn und River:

Spieler:

Falschspieler:

Das riecht nach Hollywood oder nach Robbie Jade Lew. (Nur denke ich, dass sie nicht betrogen hat).

Erstes komisches Gefühl

Solche Hände werfen Fragen auf. Der Ostschweizer Spieler ist im Gegensatz zu der Dame aus Hollywood mit dem auffälligen Dekolleté ein regelmässiger Spieler. Ich gehe mal davon aus, dass er weiss, was er tut. Darum ist die erwähnte Hand mit König Fünf umso unverständlicher.

Die «Warum-Frage»

Wie ist denn das möglich, dass er weiss, dass der König am Turn kommt? Weiss er nicht!

Wirklich, er weiss es nicht und Glück ist es auch nicht!

Esoterisch kann man vielleicht davon ausgehen, dass er einfach weiss, dass er die Hand gewinnen wird. Oder jemand aus China.

Die Antwort ist spektakulär

Und genau dies ist die Antwort: Nicht der esoterisch korrekte Pokergeist, sondern eine Betrüger Software aus China, welche in dieser kollegialen Privatrunde von mutmasslich zwei Bescheissern ausgebeutet wurde.

Und nun sind sie aufgeflogen.

Ein erfahrener Spieler ist ihnen auf die Schliche gekommen. Die Karten sind auf allen vier Kanten mit einem unsichtbaren Barcode versehen. Dieser kann nur mit Infrarot und einer Kamera ausgelesen werden.

So musste bei der vorher definierten Anzahl Spieler nur das fertig gemischte Kartendeck in die Kamera gehalten werden. Die Software App auf dem Smartphone sendet dann ein Signal an den oder die Spieler.

Die Poker Bescheisser von der Ostschweiz

So funktionierte der Beschiss

Die Poker Bescheisser von der Ostschweiz

Neben Signalen über den Kopfhörer können auch diese Geräte Signale an den Falschspieler weitergeben.

Durch die unscheinbaren Receiver in Kopfhörern, in vermeintlich analogen Uhren, Autoschlüssel Attrappen oder anderen Betrügertools, welche am Körper sitzen, wissen sie dann durch Signale im vorneherein, welche Position von Spieler beim Showdown bzw. beim Kartenvergleichen gewinnt.

Darum auch der komische Verlauf der beschriebenen Hand. Der Betrüger weiss durch die Kartenlese Software lediglich, dass er beim Showdown gewinnen wird. Wie weiss er nicht, und das ist gut so, weil man als Betrogener wie bei der oben beschriebenen unüblichen Hand draufkommen kann, dass etwas nicht stimmt.

Wie kann einen solchen Betrug erkennen?

  • Unübliche und kuriose Hände, sinnlose Calls, wenn der Betrüger weiss, dass er die Hand beim Showdown gewinnt. Wie, weiss er ja nicht! Also ein schlecht erzähltes Drehbuch ist der grösste Anhaltspunkt zum Verdacht.
  • Handy oder andere elektronische Geräte (Autoschlüssel oder Powerbank) am Tisch, welche permanent mit Infrarot senden (kann mit der Smartphonekamera entdeckt werden).
  • Kopfhörer, welche mutmasslich nicht zum Musikhören verwendet werden.
  • Verzögerungen beim Kartenverteilen; um Zeit zum Einlesen des Kartenstapels durch die App zu schinden.
  • Minimum Raises welche den Pot gross machen sollen
  • Der Falschspieler fragt nie von sich aus, ob zweimal gedealt werden soll, und lehnt immer ab.

Wie das ganze technisch funktioniert und noch mehr Informationen zur Technik, findet ihr in diesem sehr gut recherchierten englischsprachigen Blog von Elie Bursztein.

IR Licht - Die Poker Bescheisser von der Ostschweiz

Originalbild vom Betrug: IR-Licht des Smartphones ist dauernd in Betrieb.

Was kann man in diesem Fall rechtlich tun?

In solch einem Fall in einer legalen Runde (Poker unter Freunden), kann man die Polizei (wegen Betrugs) rufen oder noch besser vorab informieren, um die Poker Bescheisser von der Ostschweiz «in flagranti» zu erwischen und mit einem Checkraise Allin in Abseits zu stellen.


Die Falschspieler werden es ab jetzt schwieriger haben, bei gemütlichen Pokerrunden dabei zu sein.

Bestrafung geht auch ohne ein blutiges Gesicht.


Spielt fair.

Cheers

Martin Bertschi

Anmerkung:
Der Organisator dieser Montagspokerrunde gehört selbst zu den Betrogenen und hat viel Geld durch diese Betrügereien verloren.