Die SPL – und die Poker Ethikfrage zu den Indizien
Was ist eine Ethikkommission? Im vielen Branchen ist ein Schutz, welcher denjenigen für den Kunden und Dienstleister gewährleistet. Diese überprüft bestehende Regeln und Verstösse innert diesen Schranken.
Schon im Jahr 2008 habe ich mit dem alten Hasen CT die Bildung einer unabhängigen Ethikkommission für die Poker Ethikfrage diskutiert. Damals waren private Pokerveranstaltungen im Turniermodus bis zum Bundesgerichtsurteil (Schweizer Casinoverband vs. Raffael Bettio), bis zu 500 Franken erlaubt.
In dieser Zeit gab es bei Pokerveranstaltungen Betrugsfälle, welche eher unter den Tisch gewischt wurden. Sie hätten prima für eine Beurteilung durch eine Ethikkommission gepasst:
Damals wurden von einem Veranstalter regelmässig nicht alle Buyins gezählt und im Preispool aufgeführt. In einem anderen Fall, präparierte ein Dealer ein Kartendeck (er gab es anschliessend zu), wo er das Kartendeck an einem 500 Franken Turnier nicht mit einer Hand abhob. Damals bekam sein Freund die 55er und einer die Asse und ich die Könige. Natürlich gewannen die Fünfer und anschliessend teilten sie sich das Preisgeld draussen auf dem Parkplatz (ich habe leider kein Parkplatzfoto).
Wie geht man bei Betrug bei Poker vor?
Im letzteren Fall wurde dieser Fall aufgedeckt und die Konsequenz war nicht eine Polizeianzeige wegen Betrugs, sondern lediglich ein Lokalverbot. Die Frage stellt sich jedoch in solchen Situationen immer nach der Schwere des Betrugsabsicht und der effektiven Begünstigung und Schadens. Eine Kommission kann so mit ihren Ausführungen fachlich bei Pokerfragen zum Beispiel gegenüber von Polizeibeamten helfen.
So war ich als Vlogger beim letzten Spieltag der Swiss Poker League (SPL) dabei. Gespielt wurde in der Arena Zugerland in Cham. Dort sass das Bruderteam von Another Poker Basel mit Another Poker Basilik an einem Vierertisch und Basilisk benötigte noch unbedingt Punkte. Dies gegen den direkten Gegner, dem Pokerteam Fullring aus Wallisellen. Dabei ging es um die Topten, um in der höchsten Schweizer Pokerliga zu bleiben. Es gelang ihnen, jedoch mit dem Verdacht auf Zusammenspiel und Chipdumping.
Somit hat das APT Team Basilisk die Möglichkeit, nächste Saison am wesentlich höheren Preispool in der SPL mitzuspielen.
Ein Facebook Post, welcher zur Spekulation anregt.
Ja die Freude war sogar so gross, dass einem mittlerweile gelöschten Facebook Post dies von einem Teammitglied, aus dem Bruderteam gefeiert wurde. Man kann dies etwas doppelschneidig verstehen.
Einerseits ist Freude oder Karma gemeint, oder böse Zungen behaupten Chipdumping.
Hier geht es zum Youtubevideo von Tisch E vom 24. Spieltag der SPSA.
Es gibt es auf Youtube das komplette Video der Hände von diesem Vierertisch mit zwei Vertretern von Another Poker Basel. In über 20 Händen besteht der Verdacht auf Kollusion, Softplay und Chipdumping (zuschieben von Chips). Mit zwei detaillierten Beschwerden wurden die betroffenen Händen an die Ethikkommission weitergeleitet. Alle möglichen Verstösse beziehen sich auf das Ethikreglement der SPSA. Unter anderem wird explizit Chipdumping und Absprachen mit anderen Teams verboten.
Es gingen zwei Beschwerden gegen die Wertung des 24. Spieltages der SPL bei der Ethikkommission ein
Der Entscheid der Ethikkommission der SPSA
Nach etwa drei Wochen Beratung hat die Ethikkommission am 22. Juni 2022 eine dreiseitige Antwort gegeben (Link hier), welche einen bitteren Beigeschmack auslöst:
Auszug Beschwerdeentscheid der SPSA Ethikkommission zu den zwei Beschwerden:
Konkret werden diesen zwei Teams folgende Vergehen vorgeworfen:
SPSA Ethikreglement
– Kapitel IV, Verhalten an Wettkämpfen
– Absatz 10, Fehlverhalten im Ligabetrieb
Betreff 2, Am Spieltisch beinhaltet Fehlverhalten unter anderem, aber nicht abschliessend
– Punkt C) Chipdumping
– Punkt D) Absprache mit anderen Teams
Diese Vorwürfe wurden unter anderem mit Analysen von gespielten Händen am Tisch E des 24. Spieltages der SPL und einem Facebook-Post begründet.
Die Ethikkommission hat sich diesen Beschwerden in mehreren Sitzungen, vielen Stunden Analyse und Gesprächen mit den Betroffenen angenommen und ist zu folgendem Beschluss gekommen:
Zu beiden Vorwürfen, dem der Absprache zum Zusammenspiel und dem betreffend Chipdumping, kann die Ethikkommission nur Indizien aber keine konkreten Beweise feststellen, dass diese beiden Tatbestände vorsätzlich begangen wurden.
Hier geht es zum Beschluss der Ethikkommission bezüglich Zusammenspiels der zwei Beschwerden vom 24. Spieltag der SPL.
Reichen Indizien oder nur eindeutige Beweise?
Für mich stellt sich nach diesem Beschluss jetzt die generelle Frage: Kann man Chipdumping überhaupt nachweisen? Sind mehrere Indizien nicht genug Anhaltspunkte, um ein Fehlverhalten anzuzeigen. Die Hände sind auf YouTube öffentlich ersichtlich. Welchen besseren Beweis muss man da noch bringen, um ein Zusammenspiel zu beweisen? Ein Parkplatzfoto (gibt es übrigens hier ).
In der Rechtsprechung kenne ich Bundesgerichtsurteile, welche sich lediglich auf ein Indiz beschränken und hier bei Poker werden absolute Beweise benötigt.
Wie soll dann bitte eine Beschwerde bei der Ethikkommission der SPSA funktionieren, wenn in den Beschwerden die detaillierten Hände aufgeführt werden, jedoch diese unkommentiert und unbegründet im Bescheid allgemein abgehandelt bleiben?
So bekam ich von vielen Orten Post und sogar Protokolle mit Timecodes. Hier eines von XXX welchem 29(!) Hände aufgefallen sind. Das wären bei 249 gespielten Hände über 10 Prozent.
Wer ist kompetent ein Zusammenspiel aufzudecken?
Es stellt sich ebenso die Frage nach der Kompetenz der Ethikkommission. Sie haben in diesem Fall den Entscheid zu dritt getroffen:
Bilder SPSA.ch
Mit diesem Entscheid bleibt meiner Meinung die Möglichkeit verpasst, um eine klare Linie bei der SPSA zu manifestieren. So gibt es ein Ethikreglement welche die gemeldeten Punkte aufführt. Diese vielen Indizien können nicht geltend gemacht werden. Die Ethikkommission benötigt anscheinend klare Beweise. Gerade bei Poker bei Fällen wie Chipdumping absolute Beweise zu bringen, ist dies besonders schwierig. Darum sollten meiner Meinung mehrere Indizien ausreichen.
Gegendarstellung:
Natürlich sieht das Another Poker Basel anders und setzt sich für seine Spieler ein. Zudem bekräftigt der Chef Luca Casalli mir gegenüber, an die Spieler keine Anweisungen gegeben zu haben. Er setzt sich für Poker und faires Spiel ein und verweist auf den Bescheid der Ethikkommission.
Ich finde hier soll sich die SPSA mit der Swiss Poker League (SPL) verbessern, wie es weiter auch weiter im Beschluss der Ethikkommission aufgeführt ist. Schon die Möglichkeit dem Bruder am Pokertisch zu helfen oder Konstellationen mit wenig Spielern am Tisch zu zulassen sollten vermieden werden.
Spielt fair.
Cheers
Martin Bertschi