Der Konsumentenschutz für Pokerspieler wurde bisher vergessen – fast weltweit.

Vielleicht fragt sich hier einer von Euch, was redet Martin Bertschi  immer fortwährend von Ethik und Konsumentenschutz?

Als Spieler und als einer der von Poker lebt, habe ich in meiner zwanzigjährigen Zockerkarriere schon vieles erlebt. Ich wurde schon mehrmals bei Poker betrogen. Zudem mit dem Hausrecht konfrontiert bzw. genötigt. Und dabei rechne ich wie ein Irrer fortwährend aus, wie viel mich der Spass kostet.

Doch zuerst einmal sei mein Standpunkt klassifiziert:
Poker sollte mit einer Ethikkommission ausserhalb von Casinos reguliert werden

Am Anfang standen schmerzhafte Erfahrungen

Während der „freien Marktwirtschaft von Poker“ (2007 bis 2010) lief leider auch nicht alles am Schnürchen. So wurden einmal bei einem Pokeranbieter nördlich von Zürich die Buyins geklaut, und nur dank der grossartigen Moral eines Chefs (mit Gang zum Bancomaten), und noch am selben Abend dennoch ausbezahlt.

Auf der anderen Seite wurde bei einem Nordwestschweizerischen Club bei einem 550 Franken Turnier betrogen. Ein Dealer hatte nach einer Spielpause mit einem auf der Toilette vorsortierten Kartendeck, seinen Freund am Tisch begünstigt, und gleich anschliessend die Stacks zweier Spieler, nach einer unglaublichen Hand, an eben seinen Freund zugeschoben. Ich zählte auch zu den Opfern und weil die Gier nach Beschiss oft nicht endet, wurde es von denen nicht nur einmal praktiziert. So flog dieser Dealer mit seinen Freunden schliesslich auf. Von einer Entschädigung in moralischer oder finanzieller Hinsicht, keine Spur und „bitte keine Polizei“ so Seiten beim Veranstalter. Ich habe daraus gelernt.

Wie schon mehrfach erwähnt, bin ich ein Spieler welcher eine penible Buchhaltung führt. Ich schaue extrem auf die Nebenkosten. So kommt es schon heute vor, dass Turniere und Freunden veranstaltet werden, welche mit einem Buyin von 200 + (45 Rake) Schweizer Franken veranstaltet werden. Dies ist leider als regelmässiger Spieler mit einem negativen Erwartungswert verbunden und in den meisten Fällen nicht gerechtfertigt.

Aber warum braucht es eine Ethikkommission bei Poker?

Verfolgt man heute den Ruf von Poker aktiv in der Öffentlichkeit, so herrscht ein negatives Bild von Poker:

  • Poker ist reines Glücksspiel
  • Führt zur Überschuldung
  • Dieses Spiel ist gefährlich

Neben meinen täglichen Erklärungsversuchen betreffend diesen drei negativ behafteten Behauptungen, sollten wir auch im Klaren sein, dass sich auch die Anbieter von Pokerspielen genau mit diesen drei negativen Argumenten rumschlagen müssen.

Eine Ethikkommission würde die drei Punkte vertreten und argumentieren, und der Öffentlichkeit erklären

Und genau deswegen sollte man sich betreffend der Ethik und Moral bei Pokerspielen um Geld folgende Fragen stellen:

  • Wie schützt man die Spieler vor Falschspiel (Schulung, Massnahmen, Folgen)
  • Wie schützt man Spieler vor Spielsucht ausserhalb der Casinos (z.B. Regulierung über eine zentrale Registrationsstelle)
  • Wie gewährleistet ein Anbieter die Sicherheit der Spieler und der Buyins?
  • Wer schützt die Spieler vor zu hohen Nebenkosten durch die Anbieter?

Vorschlag Ethikkommission Poker

Spielerschutz Poker durch Ethikkommission

Deshalb eine Ethikkommission

Die Schaffung einer solchen Kommission würde einen Puffer für aller Parteien schaffen:

Vorteile für Spieler:

  • Sicheres Spiel durch Sicherheitsbestimmungen und Einhaltung der Pokeretikette
  • aktive Anlaufstelle bei Ungereimheiten bei Anbietern
  • Glücksspielprävention
  • Nebenkostensicherheit

Pokeranbieter:

  • Steigerung der Glaubwürdigkeit durch Zertifizierung (Spielablauf, Sicherheit, Geldwäsche)
  • Standardisierung der Regeln unter den Pokeranbietern
  • Integration eines effektiven Spielerschutzes durch eine Drittpartei (Zusammenarbeit mit Suchtexperten )
  • Schlichtungsstelle

Öffentlichkeitsarbeit:

  • Anlaufstelle
  • Imagepflege von Poker in der Bevölkerung (Strategisches Glücksspiel, Sicherheit)
  • Bewerbung aktiver Spielerschutz (Überschuldung)
  • Datenauswertung Pokerspiel

Wie weiter mit einer Ethikkommission

Aller Anfang ist schwer und ich studiere schon lange an diesem Modell rum. So wie ich strategisches Glücksspiel schätze, so sollte auch strategisch vorgegangen werden. Denn ein grosses Problem welches das Spiel um Geld schafft; es kreiert automatisch Verlierer. Und diese dürfen nicht ohne einen „Boden in ein Loch“ fallen. Deshalb bedeutet die Schaffung einer solchen Kommission aktiven Spielerschutz und wäre weltweit fast einmalig.

So wie Emil Wilhelm Richterich das Ricola erfunden hat, so kann dieses Modell weltweit für aktiven Spielerschutz eintreten. Das Pokerspiel hat dabei nicht die schwerst süchtigen Spieler zu befürchten. So kann es zum Beispiel bei Automaten oder Roulette bis zur körperlichen Abhängigkeit kommen.  Auch wenn die Sucht nicht so heftig wie bei reinen Glücksspielen ist, wäre dies eine Weiterführung der Selbstkontrolle, wie sie heute die Casinos oder Lotterien installiert haben.

Der Zeitpunkt mit der Gründung einer Ethikkommission verbunden mit dem Referendum zum Glücksspielgesetz wäre jetzt ideal. Somit würde die Schaffung ein weiteres schlagkräftiges Argument bieten.

Ich suche daher noch interessierte Pokerspieler, Pokerveranstalter oder Gönner, welche bei der Ethikkommission mit arbeiten wollen.

Wer mitmachen will, kann sich gerne über das Kontaktformular melden.

Cheers Martin Bertschi

2 Kommentare
  1. katazelt
    katazelt sagte:

    Du willst also ein Aufsichtsdienst für die Anbieter schaffen. Als Spieler finde ich das ok und würde auch die zertifizierten Anbieter bevorzugen. Jedoch denke ich, dass viele Anbieter hier gar nicht mitmachen, weil der Aufwand für die zu gross wäre.

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar